Hier gehts zurück nach Österreich.
7. Tag, 18. Juni
Petronell-Carnuntum – Šamorin/Cilistov, ca. 47 km
Geschätzte 250 hungrige Gelsen lauerten früh morgens im Vorzelt. Wie froh sind wir um unsere klar definierte und eindeutig begrenzte Behausung!
Seit unserem Start sind uns Grenzen primär in Form von Schildern links und rechts des Radweges begegnet: Gemeindegrenzen, Fischereirevier, Schilder, die privateb Raum von öffentlichem abgrenzen; die Grenze zwischen Oberösterreicher und Niederösterreich war gekennzeichnet und Naturschutzgebiet sind von solchen Gegenden abgegrenzt, in denen die Natur anscheinend nicht extra zu schützen ist. Heute Mittag passierten wir die erste Staatsgrenze, die am Radweg für uns nicht einmal mit einem Schild markiert war.
Richtig gut begrenzt war dafür der Caravan Stellplatz Cilistov bei Šamorin den wir abends nach einem guten heißen Radtag erreichten und zu unserem Zeltplatz machten.
Gleich nach dem Start in der Früh entdeckten wir in Bad Deutsch-Altenburg das derzeit geschlossene Privatmuseum von Herr Henein, dem ehemaligen Apotheker des Ortes. Da bleibt nur zu hoffen, dass bald doch jemand so fasziniert ist von seiner Skulpturenwelt wie wir, sie schützt und der Öffentlichkeit zugänglich macht. Wer war schon bei der Weltmaschine von Franz Gsellmann? So ein Ort könnte man aus dem Skulpturengarten von Herrn Henein auch machen.
Aus Bratislava raus fanden wir unseren Eurovelo 6 nur mit der Kombination von analoger Karte, der App maps.me und der Hilfe von Menschen. Wir haben vor so lange wie möglich in der Slowakei bleiben, erst dann nach Ungarn zu wechseln und fuhren somit am linken Donauufer.
Fasziniert waren wir als die Donau zum Vodné dielo Gabčíkovo, dem breiten Zuleitungskanal des Kraftwerks Gabčíkovo wurde.
Zeit zum „Wäsche waschen“ spielen und für Vogelbeobachtung:
8. Tag, 19. Juni
Cilistov – Narad, 29 km
Der Platz bei den Schwänen am Stauseestrand war so vergnüglich, dass wir dort am Vormittag noch einige Zeit mit Pritscheln, Lesen und Frösche schauen verbrachten.
Dann ging es dahin, schnurgerade immer am Damm entlang, quasi der Highway 46 für Radfahrerinnen und Radfahrer in der Slowakei.
In Horny Bar machten wir Mittagspause.
Das Einhorn hatte viel Arbeit mit dem Ausbrüten unserer Weintrauben. Noch im Ort erwischte uns der erste Regen. Wir stellten uns unter. Bei der Weiterfahrt am Damm wurden wir dann doch ziemlich nass. Damit kämen wir noch zurecht, aber dann kamen die Gelsen. Jede Fahrtunterbrechung brachte eine Gelsenattacke mit sich. Der Ausdruck ist absolut gerechtfertigt. Noch nie hatten wir solche Schwärme von Gelsen erlebt. Man überlegte es sich dreimal ob man tatsächlich schon dringend Pipi muss. Zum Glück bot der Anhänger fürs Kind einen Schutzraum. Dann waren die Worte „Penzion Platan 4 km“ am Asphalt aufgespürt und wir bogen nach Narad ab. Eine gute Entscheidung. Nach dem Verwalten unseres Equipment und einem Abendessen im Restaurant, wo es erstmals Fischsuppe gab – verbrachten wir den Abend so gut wie gelsenfrei im Indoor-Pool. Die „kleine Therme“, wie Leonie sie nannte, war genau das richtige nach gut einer Woche unterwegs sein.
9. Tag, 20. Juni
Narad – Komárom, 47 km
Wieder sahen wir Kormorane. Hier als Foto wären sie nur als Suchbild tauglich.
Im Gegensatz zu gestern trafen wir heute wieder ein paar andere Radtouristen. Sie bekamen von unserer Tour erzählt: „Wir fahren bis ans Schwarze Meer. Das dauert schon noch a bisserl. Und das Schwarze Meer ist gar nicht schwarz. Das ist nur so ein Name.“ Im Gegenzug dafür gab es einen Keks.
Zwischen Cicov und Malé Kosihy fuhren wir durch die Dörfer. Einen perfekten Rastplatz fanden wir in Malé Kosihy: ein Tisch zum Kaffee kochen, ein Weichselbaum mit ganz niedrigen Ästen und reifen Früchten und ein Spielplatz mit Geräten, die es bei uns so nicht mehr gibt.
Heute fuhren wir die erste lange Schottertrasse. Um nicht ständig in losem Schotter zu driften, suchten wir konzentriert nach den härtesten Fahrspuren. Wir kamen voran, wenn auch deutlich langsamer als auf Asphalt.
Gemeinsam sind wir unterwegs. Dennoch ist jeder viel Zeit des Tages mit sich selbst beschäftigt. Unser Kind will meist im Anhänger sein und wir radeln mit Mal mehr, mit Mal gar keinem Abstand dahin.
Heiß war es, Schatten gab es keinen. Beim Campingplatz in Vel’ky Lel rasteten wir, entschieden uns aber dann fürs weiter radeln. Wir landeten zu guter Letzt unerwartet in Ungarn, am Solaris Campingplatz in Komárom und trafen unsere kanadischen Freunde wieder, die heute früh in Bratislava gestartet waren: 120 km!
Der Campingplatz schloß direkt an eine große Badeanlage an. Wir freuten uns noch eine Zeitlang im Wasser zu sein. Es gab Dinge, die so bei uns nicht mehr zu finden sind, zum Beispiel einen Klopapierspender mit metallener Ablagerille für Zigaretten. Es irritierte uns auch, dass wir aus einem Becken für Kinder bis 12 Jahre verwiesen werden, obwohl wir die einzigen noch anwesenden Gäste mit Kind waren. Leonie durfte als Nichtschwimmerin nicht rein und ich bin halt definitiv über zwölf. Vorschrift ist Vorschrift.
Erst wunderten wir uns noch, dass ein kleiner Doppeldecker soo niedrig über städtischem Gebiet fliegen darf, dann realisierten wir, dass wir soeben mit Gelsenvernichtungsmittel besprüht wurden. Dennoch trieb uns die Unzahl der kleinen Plagegeister zeitig ins Zelt.
Wie immer schrieb ich in der Nacht und hörte etwas rascheln:
Endlich ein besonderes Tier aus der Nähe.
10. Tag, 21. Juni
Komárom – Štúrovo, 54 km
Bei Stromkilometer 1767 starteten wir den Tag. Gestern lud ich noch die Eurovelo 6 App herunter. Vielleicht wird sie hilfreich, gerade bei der Durchfahrt der Städte. Grundsätzlich ist der Weg nach wie vor gut beschildert.
Nach dem nächtlichen Igel gab es auf der heutigen Strecke besonders viele Tiere. Hier die Suchbilder:
Die myriaden von Gelsenlarven, die aus dieser Art von Gewässern schlüpfen werden, waren nicht zu sehen. Kontinuierlich begleiteten derartige Nebenarme, Entlastungsgerinne und Auen die Donau und uns.
Wir radelten sehr flott dahin während unser Mädel seine Vormittagsrast machte. Glücklicherweise ging es noch bis Cenkov auf Asphalt dahin.
Mit einem Mal schien dann der Eurovelo 6 von der Natur verschluckt worden zu sein. Wir fuhren ein Stück auf der Landstraße, bogen zwar wieder in Richtung Radweg ab, waren jedoch bald wieder retour auf der Landstraße:
Auf die Schotterpiste von rund 10 km die danach folgte, brannte brütend heiß die Sonne und der Weg war nur gut konzentriert und mit viel Trinkwasser zu bewältigen. In Moca und Obed machten wir jeweils Pause direkt bei den dortigen Supermärkte. Wir waren ein Hingucker für die Einheimischen. Eine solche Art von Picknick, noch dazu mit Kind, hatten sie wohl noch selten gesehen.
Bereits um vier kamen wir in Šturovo zum Campingplatz an, wobei das hier der falsche Ausdruck ist. Wir campen direkt im Vadas Thermal Resort and Waterpark, dem größten Outdoor-Wasserspektakel der Slowakei. Wir legten einen Tag Pause ein und blieben zwei Nächte.
11. Tag, 22. Juni
Šturovo, Esztergom
Wir verbrachten den Tag im Badewasser und in Esztergom, den Abend und die Nacht dann mit Regenwasser.
Ja, wir essen nicht nur bei Lieferanteneingängen von Geschäften sondern auch ganz schick wie heute in Esztergom im Primás Pince, in den Gewölben unterhalb des Vorplatz der Basilika. Statt dem auch sehr schmackhaften Campingplatz-Menü „Couscous mit Gemüse“ kam heute Salat mit Bratkäse, Morchelsuppe und Mangaliza-Braten auf den Tisch.
Wir erklommen mit Kind am Arm die 400 Stufen der Basilika. Vom unteren Rand der Kuppel, die wir sogar direkt vom Zelt aus sehen konnten, überblickten wir ein Stück der Donau. Aus dem Westen kamen wir, nach Osten wollen wir.