Reise 2023

TSCHECHIEN (3.-10. MAI)

POLEN (10. – 13. Mai)

SO, 14. Mai

Karlshagen, Dünencamp

Meer geht immer! steht auf einer der Bänke entlang vom Damm.

Wir machen einen Strandspaziergang nach Südosten. Bis zum Strand vom nächsten Ort, Trassenheide, wollen wir gehen. Die dortige Strandbar Surfbox ist unser Ziel.
Für die gut 7 km hin und zurück brauchen wir etwas über vier Stunden. Eine Weile sitzen wir davon auch in der Surfbox, zum Glück hat sie offen und es gibt zu essen und zu trinken! Und es ist ein stylischer, junger Platz.
Aber die meiste Zeit gehen wir. Ein paar Schritte und dann gibt es wieder eine Muschel, eine eigenwillig Spur, bei der Leonie vermutet, sie könnte von einem Wesen der unendlichen Geschichte sein. Oder ein Insekt, lebendige oder tot, und sogar eine tote junge Möve.

Wir fragen uns, wie es dazu kommt, dass so arg viele tote Insekten am Strand liegen. Richtig schwarze Spuren aus Insekten.

Nein, Leonie, wir werden sie NICHT mitnehmen und ein Präparat daraus machen lassen.

Dann will Leonie ins Meer. Genau genommen wollte sie bereits gestern und heute früh gleich wieder.

Lange dauert der Badrausflug nicht und wir gehem warm duschen und warm föhnen.

Der Campingplatz ist toll. Gut organisiert, saubere Sanitärhäuser, mit Kinder-Infrastruktur. Waschbecken und Spiegel in Rot findet Leonie besonders gut. Und vor allem ist das Meer so nah und immer zu hören.Wir kochen, radeln noch ein Stück, testen den nahen Spielplatz bevor wir in unser Bett klettern.

Johannes und Gerhard

Himmelpfort am Stolpsee – Kratzeburg am Käbelicksee, +/- 60 km

An ihrem dritten Tag kommen Johannes und Gerhard von Brandenburg nach Mecklenburg. Sie besuchen den Gedenkort Ukamark und Ravensbrück. „Viel bedrückende Geschichte, viel Natur und Kultur.“ schreibt Johannes.

Es ist Sonntag. Es werden die Trabis aus den Garagen geholt und damit den DDR Zeiten gehuldigt.Abends nehmen sie den Zeltplatz der Naturfreunde in Kratzeburg am Käbelicksee. Die Schönheit der Mecklenburgischen Seenplatte fordert ihr Tribut: Abends fallen Myriaden von hungriger Stechmückenweibchen auf der Suche nach ausreichend Eiweiß für ihr Nachkommen über Gerhard und Johannes her. Da bleibst nur die baldige Flucht ins Zelt: „Alles Gut. Liebe Grüße, Johannes“

MO, 14. Mai

Karlshagen, Dünencamp

Wir dachten, wir gehen Frühstücken in die Camping-Gastro. Den Platz hier kann ich wirklich empfehlen, aber um das Frühstück dort macht man am besten einen großen Bogen. Zu pampig das Gebäck die. Zu lieblos die Bedienung. Unverschämt der Preis.Wir wollen radeln. Trotz vieler Schilder und maps finde ich den Einstieg in den Radweg zum Ort Peenemünde nicht. Wir fahren das erste Stück entlang der Straße.

Aber dann kreuzen wir doch den Radweg und finden mehrere Fragmente der dunklen Usedomer Geschichte während des 2. WK direkt entlang der Strecke. Ein großes Gebiet ist nach wie vor unzugänglich:

Hier in Peenemünde befand sich eine Heeresversuchsanstalt in der Raketen entwickelt wurden durch die tausende Menschen zu Tode kamen. Die Ruinen der militärischen Anlagen sind noch sichtbar und zum Teil denkmalgeschützt. Alle historischen Fragmente sind ausgeschildert und gut beschrieben.

Entlang der Strecke liegen kilometerlange unzählige Betonelemente auf denen damals ein Fernheizsystem installiert war.

Das ist die Ruine vom Werk für flüssigen Sauerstoff für den Raketenantrieb. Es gäbe ein Museum und weitere Ruinen der Anlage.Bei weiterer Recherche stelle ich fest, dass es einen Bezug zwischen dem KZ Ebensee und den dortigen Stollen und hier gibt. Das Raketen-Fertigungswerk sollte aus Peenemünde verlagert werden, dafür wäre die Stollenanlage im Salzkammergut gedacht gewesen. So die Kurzfassung. Schiach. Wir radeln weiter. Ich versuche zu erfassen was das alles für Anlagen waren, schau das wir nicht mit den zahlreichen anderen Rädern kollidieren und Leonie will einen neuen Fall unserer beiden Kriminalkomissare spielen.

In Peenemünde hat am Montag alles zu, außer dem Dorfladen und der hat alles was wir wollen!

Eine verhältnismäßig nette Mitarbeiterin, sie spricht nur in einzelnen Worten zu uns, bedient uns. Wobei ich den Eindruck habe, dass sich in der Kommunikation etwas sehr protestantisches durchzieht. So was von effekt- und emotionskontrolliert! Rund 7 km hin und dann wieder retour sind es von Karlshagen nach Peenemünde. Wir gehen noch einkaufen – es kochen heute Herr und Frau Iglo für uns:

Der Wind weht kalt. Besonders am Strand. Leonie test erst noch, ob es in Sommer Bekleidung geht. Leider nein. Wir gehen ein Stück und sitzen und lesen.

Dünencamp Karlshagen. Alles in allem ein guter Platz. Wer mal nicht nach Caorle, Bibione und Co. will, der könnt auch an die Ostsee fahren.

Johannes und Gerhard

Kratzeburg am Käbelicksee – Jabelscher See, 60 km

Johannes berichtet: „Nach einem erfrischenden Bad im Käbelicksee sind wir durch wunderbare Landschaft mit alten riesigen Bäumen geradelt. Eine Pause machten in der sehr touristischen Stadt Waren.

Dann radeln wir weiter bis Jabel. Hier übernachten wir am gleichnamigen See ( Jabelscher See). Schwarze Wolken und ein kurzes Gewitter haben die Schönwetterphase beendet.

„In Venedig hätten wir gesagt denen ist das Geld für die Fassadengestaltung ausgegangen. Aber die Protestanten mögen das so.“

Und so wie gestern, sind wir auch heute wieder ca 60 km geradelt. 130 km sind es noch bis Rostock. Es fängt wieder zu regnen an. Ich hoffe, mein schon etwas verbrauchtes Zelt hält dem Wasser stand.“

DI, 16. Mai

Karlshagen – Zingst, 123 km

In Freistadt ist heute um 5:21 Uhr Sonnenaufgang gewesen. Hier in Karlshagen, einige 100 km nördlicher bereits um 4:59.
Wir wollen heute auf die Halbinsel Zingst, zwischen Rostock und Stralsund, weiterfahren. Es hat abgekühlt, wir frühstücken im Untergeschoss.

Uns fallen hier in der Gegend zahlreiche aufwändig bemalte Flächen und Gebäude auf.

In Greifswald machen wir einen ersten Stopp und gehen ins Café Koeppen. Im Gebäude befindet sich das Archiv für den in Greifswald geborenen Autor der Nachkriegsjahre, Wolfgang Koeppen, ein Raum für literarische Veranstaltungen und das Kaffeehaus mit Verkaufsbereich für regionale Produkte. Eine, wie ich finde, gelunge Kombination, ein netter Platz mit stylischem Interieur. Ich versuche es wieder, sage der Angestellten, dass ich es gelungen und schön finde und die Kombination von Literatur und gutem Essen ja genial ist. Ich entlockt ihr damit tatsächlich ein „ja“.

Auf dem Tresen ist eine Karte aufgezeichnet, die alle vier Stationen unseres Tages zeigt: Karlshagen, Greifswald, Stralsund und Zingst.

In Stralsund gehen wir ins Oceaneum. Wir fahren, Parkplätze sind auch in Stralsund begehrt, ins Parkhaus. Wir haben Glück, es geht sich aus.

Selbstverständlich sind wir im Oceaneum fasziniert!

Von einem Teil eines gestrandeten Finnwal ist das ein Feuchtpräparat. Ein Rätsel, besonders für die mitlesende Medizinerin: Was ist das?

Neben dem allgemeinen Bereich zu den Weltmeeren gibt es je einen Bereich zur Ostsee und zur Nordsee. Wieder sehen wir zahlreiche Tiere, die wir bisher nur aus unseren Tierlekika, bzw. als Modell oder Präparat aus dem nhm, Wien kennen!

Hier die Seegurken mit ihren ausgestülpten Innereien. Hübsch!

Forellen, die bei den Aquarium-Bedingungen groß und prächtig sind.

Steinputt, gut getarnt.

Leonie’s Lieblinge, die Seehasen.

Warum hier der Gestreifte Seewolf so müde herumliegen, wissen wir nicht, aber vor seinem Aquarium rezitieren wir eines unser Lieblingsgedichte:

Das Aquarium bleibt heute geschlossen von Michael Augustin

Der Hecht fühlt sich schlecht.

Der Putt ist kaputt.

Der Flunder kaum gesunder.

Die Auster noch zerzauster.

Der Aal ist grippal.

Die Forelle hat ’ne Delle.

Die Qualle sie nicht alle.

Der Dorsch fühlt sich morsch.

Die Languste plagt die Kruste.

Die Makrele kratzt die Kehle.

Der Hummer hat schwer Kummer.

Den Wels laust der Pelz.

Der Lachs hat ’n Knacks.

Die Dorade hat‘ ne Made.

Der Rochen hat gebrochen.

Der Hai stöhnt „Auwei!“

Und den Barsch juckt’s an den Flossen.

Aquarium heute geschlossen.

Es ist bereits nach 17 Uhr als wir weiter fahren auf die Halbinsel Zingst. Der Wind weht hier nicht nur heute.

Der Campingplatz Naturdüne ist gleich neben dem Damm, etwas außerhalb vom Ort. Wir kochen, es geht der Wind, es ist kalt, es nieselt, wir verkriechen uns in unserer Dachbox.

Hier ist es trocken, warm und gemütlich. Nachdem der Regen aufgehört hat, wollen wir doch noch das Meer sehen.

Sonnenuntergang in Freistadt war heute um 20:37 Uhr. Sonnenuntergang hier auf Zingst: 21:11 Uhr.

Mal sehen, wie wir morgen den Tag verbringen, es soll kalt und windig bleiben. Der Wind verbläst mir hier, so scheint es, sogar das Internet.

Gerhard und Johannes

Jabel – Güstrow, 55km +25 km falsche routen Strecke

Wir in Zingst sind 68 km von Rostock entfernt, die beiden Männer rund 40 km.

In der Ortschaft Schabernack landen Johannes und Gerhard für diese Nacht. Ein Campingplatz wäre zwar noch in ihrer Radkarte vermerkt, es gibt ihn allerdings en echt nicht mehr.

Sie quatieren sich beim Kanuclub ein.

Johannes: „Heute haben wir uns mehrmals verfahren, schlecht ausgeschilderte Wege und falsch gedacht, das hat uns rund 25 km extra beschert. Aber es gibt so viel zu entdecken:

Auch nach dem Tod ist es noch gefährlich.

An alle Tiere wird gedacht. Und Schadstellen im Asphalt werden wie zu Hause ausgebessert.

Wir sind wieder an vielen kleineren und größeren Bauwerken vorbei gekommen, die nicht fertig gebaut wurden. Foto folgt.“

MI, 17. Mai

Zingst

Also, das Maggiolina Dachzelt bewährt sich. Es ist trocken, es zieht nicht herein, es passt in jedes Parkhaus, die Matratze ist angenehm, und es dunkelt ab, lässt aber eine Idee durch, von dem, was außerhalb los ist. Wir schlafen gut und meist erstaunlich lange schlafen.

Zingst ist ein historischer Heilbadeort, ein Kurort, auf österreichisch. Die gute Luft. Immer frisch, bei dem Wind, der aber, habe ich mir sagen lassen, doch derzeit stärker weht als meist üblich.
Nördlich der Insel ist die Ostsee, südlich ist der sog. Bodden. Diese flachen Lagunen und angrenzendes Land gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.
Wir radeln in den Ort hinein. Radwege gibt es überall. Der gesamte Ort ist wie ein großes Feriendorf. 17 000 Nächtigungen pro Jahr. Alles ist hübsch, alles ist gepflegt und überall tummeln sind Gäste, der Großteil davon Menschen in fortgeschrittenem Alter.
Es ist beinahe Mittag als wir bei einem der Bäcker frühstücken. Dann radeln auf den Radwegen der Dämne herum und machen, nachdem wir dann schon ziemlich durchgefroren sind, eine Pause vom kalten Wind im Dachzelt.

Wieder gut verpackt, radeln wir nochmals in den Ort. Bei der heutigen Windstärke brauchen wir eine knappe Stunde. Wir wollen eine Bootsfahrt durch das Naturschutzgebiet Bodden machen. Wir fahren mit der MS River Star, einem Schaufelraddampfer.

Ich mag diese reduziere Landschaft. Wir sehen, aus der Ferne, zahlreiche Wasservögel, die hier ihren Lebensraum haben und die Landschaft. Eineinhalb Stunden sind wir unterwegs.

Leonie spielt, es sind nicht viele Gäste an Bord der MS River Star, mit einem Mädchen fangen.
Am Campingplatz finden wir unseren Berlingo kaum wieder zwischen all den Wagen, die wegen dem morgigen Feiertag angereist sind. Wir staunen über die unterschiedlichen Konstruktionen von Dach -auf-, -an-, und -zubauten und die umfassende Ausstattung, die auf somanchem Stellplatz angekarrt wurde. Es scheint als ob die gesamte Berliner Bobo und Hippster Szene für das Wochenende zum Campen hier aufgebaut hätte.
21 Uhr. Wir kochen und gehen lesen und schlafen.

Johannes und Gerhard

Güstrow – Rostock, km

Die Fahrt nach Rostock ist wegen des starken Windes und der Kälte mühsam. Wir haben jedoch den Tag über lauter angenehme Begegnungen. Die verantwortlich Frau vom Kanuclub hat uns freundlich begrüßt und nicht geschimpf und der Kaffeehausbesuch in Schwaan war ebenfalls ein Glücksfall. Nette Betreiberin, leckerer Eintopf und Mehlspeisen und selbst der Kaffee! Super. Auch schon das Frühstück in
Güstrow ebenfalls perfekt. Abends schlenderten wir noch durch das Rostocker Szeneviertel – ebenfalls ein Vergnügen.

Morgen treffen wir uns!

(Wegen der Convenience für alle, mach ich jetzt einzelne Beiträge.)