Polen (10. – 13. Mai)

DO, 11. Mai
Karpacz – Jelenia Gora / Hirschberg, 17 km

Eigentlich ist der Campingplatz sehr ok. Das Safari Kemp hat da einfach die Latte sehr hoch gelegt. Hier gibt es auch alles was man braucht und die Menschen schauen, dass alles in Ordnung ist.
Wir fahren nach Jelenia Gora frühstücken ins Bistro & Cafe Altanka. Lecker und stylisch. Ich lese Die unendliche Geschichte vor.

Dann entscheiden wir uns für das Naturkundliche Museum. Es befindet sich im Stadtteil Bad Warmbrunn.

Die Vergangenheit als mondäner Kurort sieht man an der Architektur dort an. Wir sind überrascht welch tolle, aufwändige und schön gestaltete Dioramen es nicht nur zu Flora und Fauna vor Ort, sondern mehreren Regionen der Welt gibt.

Wir treffen einige Tiere wieder, die wir in den letzten Tagen lebendig beobachten konnten: “Schau, schau – ein Quastenstachler!“ und auch einen Marabu und Elefanten gibt es.

Dann sind wir hungrig und gehen ins Restaurant des Hotel Capar Piroggen essen. Leonie isst eine ganze normale Portion, so schmecken sie ihr.

Wir fahren etwas in der Gegend herum, überlegen, wie wir uns dem Riesengebirge nähern sollen. Anscheinend, wenn wir das richtig verstanden und recherchiert haben, sind die Seilbahnen nur für den Wintertourismus geöffnet.
Ich hatte bei der Reisevorbereitung gedacht, dass wir ein paar Tage hier in Gegend des Riesengebirge bleiben könnten, aber irgendwie lockt uns bereits die Ostsee. Von der Schnerkoppe und den anderen Gipfel guckt der Schnee, herunter. Kalt und eigentlich nicht soo einladend. Eine Ruine entdecken wir auch, aber die Wanderung auf diesen Berg hinauf scheint uns heute zu mühevoll. Wir entscheiden uns, dass wir doch gleich am Auto-Camping Park, er ist Altstadt nahe, Station beziehen. 50 Zloty für die Nacht. 11 Euro.

Wir gehen noch ins Geschäft gleich nebenan ein paar Lebensmittel besorgen und radeln dann in die Altstadt.

Die Altstadt ist groß, irgendwie unförmig. Wir können uns nicht so recht entscheiden ob wir noch wo bleiben wollen.

Wir sind bald wieder retour am Campingplatz und lesen in unserer Dachhöhle bis zum Einschlafen.

Johannes und Gerhard

Heute geht auch für Johannes die Reise los. Gerhard und er fahren mit dem Zug nach Berlin um in den nächsten Tagen bis Rostock zu radeln.

FR, 12. Mai

Jelenia Gora – Przemkowski, 82 km

Wieder haben wir gut geschlafen. Die Gelsen – ja, es war gestern der erste Abend mit Gelsen! – kommen nicht rein in das Dachzelt.
Jetzt lockt uns doch hier in Jelenia Gora noch die Termy Cieplickie im Stadtteil Bad Warmbrunn. Leonie redet täglich vom Schwimmen und vom zu kalten Pool am Safari Kemp. Also ab ins warme Wasser!

Erst gab es noch Salat-Frühstück auf der Picknickdecke vor dem Auto, aber bereits um 10 Uhr waren wir bei der Termy.

Wenn man so unterwegs ist, ist es amüsant welche Unterschiede einem auffallen. Also heute in der Therme …
Gleich neben der Kassa, noch bevor man die Tickets kauft, sind die Straßenschuhe zum Ausziehen und in einen Spintkästchen zu versperren. Wir haben keine Badeschlapfen mit aud der Reise und müssen barfuß gehen. Bei den Duschen der Umkleidekabine gibt es nicht die Möglichkeit die Wassertemperatur zu regulieren. Das Wasser, das raus kommt ist frisch. Und dann gibt in der gesamten Anlage nur vier Liegen. Aha. Es ist nicht vorgesehen das man liegt. Es gibt dafür zahlreiche Hacken entlang der Wand wo man sein Handtuch aufhängen kann. Mehr haben die Menschen nicht mit. Am Nachmittag gibt es zahlreiche Kinder mit schwimmhilfen, das schon. Aber kein Sortiment an Handtüchern, keine Trinkwasserflaschen, keine Jause für zwischendurch, kein Buch oder Sudoku-Heft oder eine Zeitung, keine aufblasbaren Tiere, keine Schwimmbrille, keine Schwimmnudel, keinen Bademantel für den Gang in die Kafeteria, keine Tauchringe, keinen Wasserball. Pro Haken hängt ein kleines Handtuch und darunter stehen die diversen Modelle von Badeschlapfen. Heute haben wir ja auch nicht viel mehr mit dabei, aber wenn wir zu Hause in die Therme fahre, haben wir einen großen blauen Ikea-Sack mit dabei. Also, Handtuch aufgehängt und ab ins Wasser. Es gibt kleinere heiße Becken und größere kühlere, zwei Aussenbereiche, zwei Rutschen, ein Strömungskanal und diverse Sprudel-Stellen.
Richtig ungut fallen die Ratownik auf. Die Aufsichtspersonen, von denen es für eine Therme für meinen Geschmack zu viele gibt, haben eine Miene, einen Gang, ein Gebärden als ob sie hierher strafversetzt worden wären, als ob sie lieber ganz wo anders wären. Sie tragen definitiv nicht zur guten Stimmung in dieser Wellnesseibrichtung bei. Die Ratownik lünmeln auf roten Kunststoffsessenl und wenn sie ein Vergehen gegen die 49. Punkte umfassende Bade- und Hausordnung (leider habe ich sie nicht fotografiert) sehen, pfeifen sie mit ihrer Trillerpfeife und gestikulieren heftig, was dann, je nach Geste, unterschiedlich zu interpretieren ist: nicht laufen, Abstand halten, weiter, oder so. Fotografieren traute ich mich auch nicht.

Wir nützten alle Becken und spielten alle Geschichten, die uns einfielen und in denen Wasser vorkommt, als Rollenspiel. Wie Lisbeth und Madita ins Schlundloch fallen und sie von Abbe rausgefischt werden, wie Geggi Roko von Geggi Gil schwimmen lernt, wie Ronja und Birk im Fluss von Wildtruden verfolgt werden und beinahe den Wasserfall hinunter stürzen. Und Szenen aus der unendlichen Geschichte wobei das Wasser dafür zum Himmel wurde damit Fuchur darin fliegen kann.

Um halb vier begannen wir alles Bereiche, Rutsche, warmes Becken, usw. zum letzten Mal zu machen und dann waren wir kurz nach vier tatsächlich beim Auto.
Bevor wir uns auf den Weg in Richtung Norden aufmachen, brauchten wir dringend etwas zu essen. Es gab nochmals, wieder im von gestern bewährten Hotel Casper, einen Teller Piroggen für jede. Leonie kontrolliert, ob sie jedem gleich viel gegeben haben.

Dann, so die Idee, wollen wir jetzt an die Ostsee.

Wir fahren rund 80 km Richtung Norden und suchen via park4night eine Schlastelle. Es wird der Parkplatz am Naturpark Krajobrazowy, der hier für Wanderungen in dieses Natura 2000 Gebiet angelegt ist.

Johannes und Gerhard

Berlin, Mitte – Oranienburg, +/- 40 km

Johannes und Gerhard kamen, nach einer im Sitzen verbrachten Nacht im Zug, frühmorgens in Berlin an. Sie trafen Rosa, die gerade auf Uni-Exkursion in Berlin ist, beim Brandenburger Tor. Dann radelten die beiden Männer erst in der Stadt und dann in Richtung Oranienburg aus der Stadt hinaus. Dort verbringen sie ihre erste Nacht auf dem Campingplatz.

SA, 13 Mai
Przemkowski Park Krajobrazowy – Karlshagen, 473 km

Hundegebell, von Nah und Fern, hat die Nacht geräuschvoll begleitet. Es erinnerte mich an unsere Radreise 2019.
Ich bin zeitig wach, beginne aufzuräumen und damit ist auch Leonie bald munter. Es ist 7 Uhr also wir nach einer Basis-Morgentoilette und ohne Frühstück los fahren in Richtung Ostsee.

In einem Feld sehen wir Kraniche. Haben wir außerhalb von einem Zoo so noch nie gesehen.
Als wir hungrig wurden, machten wir uns Tee und Müsli an einem Autobahnrastplatz.

Eine zweite Pause gibt es bei McDonalds, einer Institiution, um die ich sonst auch einen großen Bogen mache. Aber sonst fahren wir. Der erste Teil der Strecke führt über kleinere und größere Landstraßen, dann fahren wir auf der A3 Richtung Stettin und östlich an Berlin vorbei auf die Insel Usedom.

Hier sind Leonies Foto-Impressionen von unterwegs:

Wir verlassen Polen und kommen nach Deutschland.

473 km. Wir führen Rollenspiel-Dialoge: Mal sind wir Geggies, mal Atreju und Gmork aus der Unendlichen Geschichte, mal taucht Geggi Gil in der Unendlichen Geschichte auf. Und als wir das erste Mal Berlin auf einem Schild lesen, werden wir zu Anna und Thomas, den Kriminalkommisaren aus einem Buch der Autoren Bielefeld und Hartlieb, das ich Leonie, mit ein paar Auslassungen, vorgelesen habe.

Hier geht es in Wolgast über die Peneebrücke auf die Insel Usedom. Diese Brücke ist eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke, die hochgeklapot werden kann, was auch täglich mehrmals gemacht wird. Und irgendwann sind wir da. Juhuuu! Wir sind an der Ostsee!

Wir buchen für zwei Nächte im Dünencamp Karlshagen. Ein klassisch schöner Platz! Kiefern-Altbestand, mehrere Strandzugänge durch einen dicht bewachsen Damm. Saubere Sanitäranlagen und freundliche Menschen.

Und mit hungriger Nebelkrähe. Nur kurz sind wir vor dem Essen noch aufs Klo. Und als wir retour kamen, da hatte sie das Laugenweckerl von Leonie schon angefressen!

Wir sind am Strand, wir radeln in Richtung Ort, wir kochen und lesen in der netten Camping-Gaststätte bei Orangensaft und Aperol in unserem Buch.

Wir schlafen nur mit Moskitonetz und Blick in die Kiefern und hören das Rauschen der Ostsee. Paradiesisch. Wir haben bereits beschlossen, dass wir noch für eine weitere dritte Nacht reservieren werden.

Johannes und Gerhard

Oranienburg – Himmelpfort am Stoplsee, +/- 80 km

Johannes und Gerhard radeln entlang der Havel und vielen Seen durch Brandenburg. Die Landschaft ist wunderbar und die Infrastruktur, so berichtet Johannes, bestens.

Weiteres schreibt er mir: „Seit gestern bemühen sich die Gelsen in Schwärmen um unser Blut. Da hilft nur Anti-Brum forte. Ich habe gleich eine große Flasche gekauft.“