
Der Platz ist eigentlich sehr ok. Es gäbe attraktivere Stellplätze unter Bäumen und einen großen Badestrand, aber wir wollen ins Tom Tits Experiment in Södertälje. Zuvor kaufen wir noch Lebensmittel. Im Tom Tits gibt es mehrere Bereiche wo man seine mitgebrachten Sachen essen kann. Das ist hier üblicher als bei uns.
Das Tom Tits Experiment ist, wie der Name sagt, ein Haus für naturwissenschaftliche Experimente, physikalische Phänomene und Themen aller Art: Optische Täuschungen, einen Erdbebensimulator, ein Windstärke-Gebläse, Mechanik, Wasser und Magnetismus, Geschicklichkeitsspiele, Elektrotechnik und Seifenlauge, Riesen-Murmelbahn, Robocoaster und unzählige weitere kleinere und größere Stationen gibt es zum Erkunden.





Hoppla! So ist das wohl nicht gedacht!




Für den Robocoaster muss man, sehr zum Bedauern von Leonie, 120 cm haben. Aber mit dem „Självfallet“ lässt sie sich zigfach rauf und runter schleudern. Zum Glück sind nämlich am Nachmittag keine Schulgruppen mehr da und es ist deutlich entspannter als über Mittag.




Von Scania, die Firma hat ihren Hauptsitz in Södertälje, gibt es eine echte Fahrerkabine zum Bespielen. Und einen Darkroom gibt es auch. Bilder von innen werden nach außen übertragen:


Das gesamte Areal beeindruckt uns. Alle ist mehr oder weniger gemischt durcheinander. Es gibt kein einheitliches Gestaltungskonzept für das Haus, keine aufwändigen Behübschungen, aber viele Details, bei denen sich jemand etwas gedacht hat. Wir sind begeistert. Und dass es nicht ein Haus ist, wo die Kinder spielen und die Erwachsenen derweil in der Cafeteria sitzen, ist sichtbar. Wir gehören zu den letzten, die um 17 Uhr das Gebäude verlassen.

Exkurs: In Sachen Klo und Kaffee machen die Schweden wenig Tamtam und Trara. Die Toiletten sind immer für alle, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder anderen möglichen Parametern. Und auch der Kaffee ist einfach ein Kaffee. Man muss hier nicht vorher eine Bartista-Akademie besucht haben, um überhaupt bestellen zu können. Kaffee gibt fast überall einfach aus zwei Liter Thermokannen. Man bezahlt, kommt einen Becher oder eine Tasse, lässt sich selbst den Kaffee raus. Und Milch, meist in drei Varianten vorhanden – tierisch mit und ohne Laktose und pflanzlich – nimmt man sich aus dem Getränke Kühlschrank, so viel wie man will. Fertig ist der Kaffee.

Wir wollen noch ein Stück in Richtung Uppsala, 130 km weiter nördlich. Der Weg aus Södertälje raus ist lang und verworren, Navi Andrea hat unerwartet gröbere Ausfälle. Johannes übernimmt die Routenhoheit. Irgendwo entlang der Strecke machen wir eine Jausenpause und suchen einen Platz für die Nacht. Es wird der Parkplatz des Naturreservat Hjälstaviken. Es gibt eine tolle Infrastruktur: Tische, Toiletten, Mistkübel, Infotafeln und einen Weg mit Aussichtsturm. Dass der Hjälstaviken (See) nämlich einer der tollsten Wasservögelseen Schwedens ist, lesen und sehen wir, als wir parken. Wir organisieren uns und radeln das Stück zum Aussichtsturm.




Was sich da alles tummelt, auf dem Wasser und in der Luft! Auf dem Aussichtsturm, in einem Meer an Sumpf-Schwertlilien stehen Männer mit großen Spektiven, Guckern, einer packt auch seine Kamera mit Tele-Objektiv aus, und schauen schweigend den Vögeln zu. Hm. Wir würden da auch gerne durchschauen. Es wirkt aber nicht so, als ob sie gesteigerte Interesse an unserem Kontakt haben würden.

Wir schauen also mit bloßem Auge. Wir sehen, was wir sehen und hören tun wir sie auch, die beeindruckende Schar an Vögeln: Lachmöve und Fischseeschwalben, Tafelenten und Krickenten, Graugänse, Schnepfen und Strandläufer und sicher noch zahlreiche andere.
Inzwischen ist es Mitternacht und noch nicht ganz dunkel. Trotzdem: Gute Nacht!
