Motala – Sandviks Camping, Roxen See, Di 6. Juni

Heute überrascht uns der Schwedische Nationalfeiertag.

Was damit alles genau gefeiert hat sich im Laufe der Zeit verändert und ist an dieser Stelle nicht wesentlich. Jedenfalls haben die Schweden heute frei. Und – es ist Festtagsstimmung am Göta-Kanal!

Wir parken in Motala unsere Sachen, Leonie macht die Arbeit in der Küche, und verabschieden uns von diesem so netten Platz. Es geht heute ostwärts, erst zum Schloss Ljung am Göta-Kanal. Das Schloss ist eine Art Herrenhaus, anscheinend in Privatbesitz, wir wollen es sowieso nicht anschauen, sondern suchen einen Platz für ein zweites Frühstück. Es gibt einen kleinen Hafen und einen Picknicktisch. Perfekt. Es ist ausgemäht und hübsch, direkt am Ljungssjön.

Dann sind wir fit und stark um am Kanal entlang zu radeln. Wir starten bei der Brücke Ljung.

Zahlreiche Menschen sind unterwegs, es ist das erste Mal richtig gut warm und der Weg am Kanal ist absolut idyllisch. Und perfekt für uns zum Radeln: flach, breit genug weil doch einiges los ist, und immer mit Blick auf das Wasser. Sehr schick! Wir wollen bis nach Berg, es sind rund 8 km, dort mündet der Kanal in den Roxen See.

Alle Anlagen, die zum Kanal gehören – Brücken, Wärterhäuschen, Trogbrücke – sind  mit Infotafeln, versehen. Was für ein aufwändiges Projekt, diese Wasserstrasse zu erreichten! Und kaum war sie fertig, 1832, wurde mit dem Bau der Eisenbahn begonnen und Güter wurden vor allem damit transportiert.

Kurz vor Berg kommen uns die ersten Boote entgegen. Sie müssen die Schleusen passiert haben! Wir kommen zur Brunnby sluss und wo gerade drei Segelboote geschleust werden. 5,3m Höhe werden dabei überwunden. Gestern Abend haben wir noch zwei Videos zur Funktionsweise einer Schleuse geschaut. Wir sind fasziniert, wie die Boote hochgehoben werden.

Von hier ist es noch gut ein Kilometer und wir sind bei den Schleusenanlagen von Berg. Hier überwinden die Boote in sieben Schleusen einen Höhenunterschied von 19 Metern. Wir haben Glück! Die Juno ist soeben in die untere Schleuse eingefahren. Die Juno, sie fährt seit 1874 am Göta-Kanal, gilt als das weltweit älteste aktive Passagierschiff mit Übernachtungsmöglichkeit. Es steht auch die Türe einer Kabine offen. Leonie und Johannes gucken in die schmale, aber schicke Unterkunft. Für die Strecke Göteborg – Stockholm benötigt sie vier Tage und drei Nächte.

Die drei Passagierschiffe, die für den Kanal gebaut wurden, haben die maximal mögliche Größe um in die Schleusen zu passen: 7 m sind sie breit und 30 m lang. Eine präzise Zusammenarbeit ist notwendig um die Juno in die Schleuse zu steuern.

Leonie kontrolliert die Länge.

Ich bin fasziniert von dem Luxus an Zeit und Aufwand, der mit dem Kanal und seiner Beschiffung verbunden ist. So viele Menschen sind konzentriert bei der Sache, damit es funktioniert.

Leonie geht, abgesehen von einer kurzen Eis-Pause, alle sieben Schleusen mit der Juno mit und schaut. Zwei der seitlich hängenden Holzpflöcke, die mit Sicherheit einen spezifischen Namen haben, werden zwischen Schiff und Kanalmauer zerrieben, aber sonst geht alles gut. Auch bei der obersten Schleuse, an der zudem gleich die Autobrücke, hier im Hintergrund, gehoben werden muss, ist sie noch konzentriert bei der Sache!

Johannes radelt retour und holt uns mit dem Auto ab. Es ist heiß, weit kommen wir heute nicht mehr. Nur bis zum Sandviks Campingplatz am nördlich Ufer des Roxen. Wir gehen sogar, kurz, ins Wasser.

Leonie findet am Campingplatz einen Socken (keine Sorge, sie hat kontrolliert ob er sauber ist), der sie die nächsten Stunden glücklich macht. Rabe Socke hüpft über die Wiese und turnt am Spielplatz mit anderen herum.

Auch heute verschlafen Leonie und ich wieder den Sonnenuntergang. Dafür sind wir morgen wieder fit und munter um nochmals ein Stück am Kanal zu radeln.