Es ist halb drei Uhr früh, es dämmert und die Vögel beginnen wach zu werden. Faszinierend. Auch wir sind heute etwas früher dran. Aber zehn Stunden Schlaf braucht Leonie, unabhängig von der täglichen länger werdenden Sonnenzeit. Sonst ist es vorbei mit der guten Laune.

Zum Frühstück sucht sie sich die Fisolen aus der Dose aus. Hmm! Wir organisieren uns, nutzen das Servicehus, beobachten die Erdhummel, die Bachstelzen und die Ringeltauben, die hier alle auch am Campingplatz zu Hause sind.
Die Flasche mit dem provisorischen Feuchtpräparat muss nochmals in eine weitere Flasche gestellt werden. Das Putzmittel, in das der Hornhecht eingelegt ist, „saftlt“ durch das Gaffer heraus. Johannes nimmt die Sache selbst in die Hand.

Leonie erarbeitet sich im Selbststudium noch das d, das o und das a in Standardschrift.

Dann sind wir bereit für Erkundungen. Erst radeln wir zur Strandbucht. Es sind kaum Menschen unterwegs. Fürs Baden ist es auch uns zu kühl und für Qi Gong ist es zu windig. Aber wir wollen sowieso Rad fahren.


Erst radeln wir wieder in die Stadt. Schön sind nur wenige Gebäude. Nicht wie in Småland, wo fast jedes Haus einladend war. Aber es gibt Mehlspeisen, Smoothie, Saft und Kaffee. Und dann geht’s am Göta-Kanal ostwärts bis zum nächsten See, Boren, bis zur
Borenshults slussar (Schleuse). Vom Vättern bis zum Boren sind es rund vier Kilometer. An beiden Kanalufern führt ein Weg direkt am Wasser entlang.



Mit der Borenshults Schleusenanlage werden unglaubliche 15,3 m Wasserstandshöhe überwunden. Es gibt dafür fünf aufeinander folgende Schleusenkammern. Erbaut wurde sie vor genau 200 Jahren. Mehrfach las ich, dass der Göta-Kanal eines der beliebtesten Reiseziele in Schweden ist. Johannes und ich hatten vor den Reiseplanungen noch nichts von ihm gehört, aber das kurze Stück zeigt uns, dass uns mehr davon taugen würde.


Nicht nur die Schleusenanlage gibt es zu erkunden. Wir kommen an zahlreichen aufregenden Dingen vorbei. Am Grab von Baltzar von Platen, dem Ingenieure des Göta-Kanals, zum Beispiel, und an Kanadagänsen, die ihren Nachwuchs hüten.

Ein Gänsesägerweibchen, das Kücken auf dem Rücken transportiert – entzückend, wie die Kleinen auf und absteigen – , ist ebenfalls zu sehen. Und ein Mann, der seine beiden Hunde im Kanal schwimmen lässt.


In Schweden funktioniert merklich mehr als bei uns digital und bargeldlos. Öffentliche Toiletten, für die man eine App und dann einen Code braucht, Parken nur mit App, Code und Kreditkarte genauso unbemannte Geschäfte, Hotels und Tankstellen, verfügbar mit App, Code und Kreditkarte. Hier gäbe es heute Kayaks. Unbemannt. Hm. Wir wissen nicht, was wir davon halten sollen.

Leonie wollte ihr Eis nicht mehr und steckte es für die Dohlen, die beim Gastgarten bereits auf ihren Anteil warteten, ins Gras. Es dauerte keine zehn Sekunden, und eine der Dohlen flog, nach kurzem Streit mit den anderen, mit der Tüte im Schnabel auf und davon.



Überrascht toll, der Göta-Kanal. Wir wollen morgen mehr davon. Drei Kilometer in die Stadt, vier bis zur Borenshults Slussar und wieder retour, das reicht für heute.

Auf dem Heimweg begegnen wir wieder „unserem“ Austernfischer. Besser wird das Handy-Foto von ihm nicht.
Wieder am Campingplatz beschließen Johannes und Leonie noch zum nahen Vättern pritscheln zu gehen. Ich bleibe zu Hause und koche. Der Campingplatz ist wirklich zum Wohlfühlen. Die alten Herren schaffen eine entspannte, gemütliche Atmosphäre. Einer gieße die Blumen, ein anderen kontrolliert das Servicehus und der dritte begrüßt die neu ankommenden Gäste.