9:40. Leonie schläft noch. Aber dann gibt es bald Frühstück. Zwei der WoMos sind bereits abgereist, der Ausblick über den Vättern gehört uns.


Dann radeln wir die kleine Küstenstrasse Richtung Norden. Die Norra Sjövägen ist eine Einbahnstraße, eine Scenic-Route für alle, die den Vättern anschauen wollen. Er glitzert links zwischen Buchen, Eichen und Wacholderstauden zu uns herauf. Nach ein paar Kilometern fährt Johannes retour, holt uns mit dem Auto ab und weiter geht es nach Motala zum Campingplatz Vättersol. Es ist ein kleiner, gut betreuter Platz. Drei vergnügte Senioren teilen sich hier die Arbeit. Einer nimmt uns in Empfang und erklärt den Platz. Wir können uns hinstellen wo wir wollen. Später kommt ein anderer, mit Formular und EC-Terminal zum Check-in. Abends desinfiziert ein Dritter die Türschnallen im Servicehus. Dazwischen hört man sie mit noch ein paar anderen von der Terrasse herüber lachen. Lustig.

Wir richten uns für zwei Tage ein, kochen, kurbeln das Bett auf und spannen die Wäscheleine. Johannes wartet und putzt uns die Räder. Die Ralley über die Schottertrassen hat sie ziemlich verdreckt. Leonie erkundet den Platz, schreibt eine Ansichtskarte und freut sich besonders über die Erdhummel und die Birke und darüber, dass das Klo kein Plumpsklo ist. Mit dem Schauferl in den Wald zu marschieren, gefällt ihr auch. Plumpsklos mag sie aber nicht.


Motala liegt am Göta-Kanal. Der Göta-Kanal ist eine Wasserstraße, die gemeinsam mit dem Trollhättan-Kanal quer durch Schweden verläuft.

Entlang der Kanäle verlaufen über weite Strecken Radweg. Deswegen sind wir hier. Auch heute radeln wir noch, erst zur Bucht, keine 200 m entfernt.


Bucht, Sandstrand, Strandpromenade, Restaurant mit Sonnenuntergangspanoramaterrasse – alles Dinge, an die ich beim Stichwort Schweden, bisher nicht dachte.

Die Bucht und der Campingplatz sind nordwestlich drei Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Wir radeln möglichst am Wasser entlang. Überall (fast) gibt es breite Wege, die freundschaftlich von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen gemeinsam genützt werden. Zuerst kommen wir allerdings, rund um den Marieberg, in unwegsames Gelände. Schön ist es, aber zum Schieben. Wir retten uns, tragen die Räder über einen Trampelpfad zu einem normalen Weg hoch. Dann geht’s weiter in die Stadt hinein.


Da sehen wir einen Vogel, groß wie eine Krähe, auf dem Rasen herum stelzen, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Was für ein Schnabel! Wie ein oranger, halblanger Jolly-Buntstift. Und seine Augen, seine Beine – knallrot. Noch nie gesehen. Später recherchieren wir. Es ist ein Austernfischer. Schickes Kerlchen!
In der Stadt kommen wir gerade zurecht und sehen, wie sich Diana, eines der großen Kanalschiffe, durch die letzte Schleuse vor dem Vättern manövriert.


Dann gibt es ein Eis – endlich. Und Waffel mit Eis, und Eispalatschinke zum Abendessen.

Wieder am Campingplatz, wir nahmen die direkte Route, freuen uns über die Dusche und die Waschmaschine. Leonie und ich schlafen bereits vor Sonnenuntergang, den Johannes am Strand genießt.
