Vimmerby – Ångbåtsbrygga bei Idebo, Fr 2. Juni

In der Nacht kam mir jede kleinste Bewegung hinaus aus dem aufgewärmten Bereich so kalt vor, dass ich Leonie noch besser verpackte, in Socken, Haube und zusätzlichem Schlafsack und wissen wollte, wie kalt es tatsächlich ist: Es hat auf 4 Grad abgekühlt.

Jetzt weiß ich, was das Dauerlärm ausspeiende Ungeheuer ist! Nein, es ist keine weit entfernte Fabrik, in der Nachtschicht gemacht wird. Es ist die Luftwärmepumpe, gleich ums Eck vom ‚Servicehus“ (Sanitärhaus), und aus praktischen Gründen – Leonie läuft selbst ins Klo und Bad – haben wir den Stellpatz hier in der Nähe genommen. Aber gut, geschlafen haben wir trotzdem,. Und heute fahren wir ja weiter. Erst die morgendlichen Agenden: Vorlesen, Servishus, Bett zusammen kurbeln, Frühstück, Räder aufladen und noch eine Runde am Platz. Leonie schaut nochmal ob ihr Spielplatzfreund Kilian wo da ist. Es ist halb zwölf als wir von Vimmerby losfahren.

Wir fahren nur ein paar Kilometer und bleiben bei der Pelarne Kyrka stehen.
Aus dem 13. Jahrhundert stammend, ist sie die ältesten Holzkirchen in Schweden, in der nach wie vor Gottesdienste gefeiert werden. 1905 wurden hier die Eltern von Astrid Lindgren, Samuel August Ericsson aus Sevedstorp und Hanna Jonsson aus Hult getraut. Wir sind beeindruckt von den schwarzen Schindelschuppen, vermutlich Teer.
Wie für Holzkirchen üblich, besitzt sie keinen angebauten Glockenturm, sondern einen separat stehenden hölzernen Glockenstapel. 

Wir sehen am Parkplatz einen kleinen Wegweiser: Fornminne. Es geht über eine Holztreppe hundert Meter den Hügel hinauf und wir sind auf einem größeren ausgemährten und nett gestalteten Picknickplatz mit Fahnenstange. Ich denke an Bulgarien, Radreise 2019, und wir uns oft nach einem nettes Pausenplätzchen gesehnt haben. Ich reserviere: Fornminne = Antike Erinnerung. Aha. Es gab zwar mal eine Infotafel, die ist aber leider inzwischen unleserlich. Was war hier mal war, bleibt ein Rätsel.

Unser nächstes Ziel ist Katthult, der Hof an dem 1971 und 1972 die Michel von Löneberga Serie gedreht wurde. Es ist alles da: die Fahnenstange, an der Ida hochgezogen wurde, das Plumpsklo durch dessen Fenster Michels Papa versuchte heraus zu kommen, das Wohnhaus, Alfreds Veranda, auf der er sich seine Socken gestopft hat und der Tischlerschuppen.

Auch die Wurst, mit der die gemeine Maduskan anstatt eines Werwolfes gefangen wurde, finden wir.

Bis nach Katthult reichte unser heutige Plan. Wir entfalteten unsere Südschweden – Karte und entschieden uns für eine Halbinsel im Sommen See. Da würden wir dann schon was für die Nacht finden. Durchs Hinterland auf Schotterpisten ging die Fahrt.

Wir versuchten noch ein Geschäft zu finden, die Orte waren jedoch kleiner als wir dachten. Macht nichts, was wir nicht haben, brauchen wir nicht. Die Gegend ist bewaldet, die meisten Häuser und Höfe haben Alleinlage und fast alle könnten für Schöner Wohnen fotografiert werden. Entlang vom See Sommen fuhren wir erfolglos in ein paar Stichstrassen hinein: privat, Gestrüpp, schattig im Wald ohne See. Aber dann – voilà – unser Platz!

Unglaublich! Die Ångbåtsbryggan = Dampfschiffanlegestelle bei Idebo am Sommen See. Der See, ein breiter Steg, ein gerader Parkplatz, ein Tisch mit Bänken, ein Gartensessel, eine Feuerstelle. Johannes macht uns wieder frische Fladenbrote, Leonie testet Schere und Säge vom Leaderman und will mit Johannes Kamel spielen. Einige Wasservögel sind unterwegs, den Kuckuck hören wir. So schön!