Insel Ivö – Taglamyren Moor, So 28. Mai

Wir frühstückten in der Sonne und packen zusammen. Heute wollen wir nach Älmhult und noch ein Stück weiter nach Norden. Insgesamt fuhren wir 100 km.

Die Route, die ich aus dem Schweden-Straßenatlas suche, führt uns kilometerlang auf einer Schotterpiste. Aha. Wir kommen durch sehr nettes Hinterland, immer wieder an schicken Häusern vorbei. Die meisten Anwesen sehen genau so aus, wie man sich Häuser in Schweden vorstellt. Klassische Proportionen, Holzverschalung, in gedeckten Farben gestrichen. Es gibt hier offenbar nicht die Idee, Häuser ständig umzubauen, zu vergrößern oder gar zu modernisieren. Und um so gut wie jedes Haus ist es grün, was insgesamt total ansprechend aussieht.

Beinahe am Ziel, bleiben wir wegen unerklärliche Komplikationen mit Leonies Sicherheitsgurt bei einem Waldweg kurz stehen und dann sind wir auch schon da, in der IKEA Welt in Älmhult. Hier ist der heute weltweit agierende Konzern IKEA mit der Eröffnung eines ersten Warenhauses im Jahr 1958 gegründet worden.

Derzeit gibt es zusätzlich zu einem großen IKEA Warenhaus, ein IKEA Hotel und ein IKEA Museum, wie könnte es anders sein, mit Restaurant und Shop. Alles da, aber ein Schuh von Leonie fehlt. Der ist wohl ausgestiegen als wir den Sicherheitsgurt gebändigt haben. Aber erstmal sind wir hungrig, und andere Schuhe haben wir auch.

Leonie und Johannes essen
Köttbullar, ja, genau die Fleischklöschen, die auch Petterson und Findus so lieben. Für mich gibt es Gönskabullar und für alle
Kanelbulle, Zimtdchnecken. In Ö gehe ich nie freiwillig bei IKEA Mittagessen, nur damit hier niemand glaubt, dass ich IKEA-Fan bin.

Im Museum wird der Mythos vom tüchtigen, hart arbeitenden, aber rund um glücklichen und schönen Schweden befeuert. Wir schauen uns vor allem den Bereich zum historischen Handwerk an und entdecken dann die ‚Verkstan‘. Hier können Kinder heute einen Polsterbezug bemalen. Hier verbringen wir deutlich mehr Zeit als im Museum.

Was genau dieser Kreisverkehr an der Einfahrt zur IKEA Welt in Älmhult, mit an die 100 Verkehrsschilder in verschiedensten Sprachen, mit IKEA zu tun hat, konnte ich nicht herausfinden. Vielleicht sind sie aus all den Ländern, in denen der Konzern Warenhäuser hat.

Bevor es bei uns weiter geht, fahren wir nochmals zur Stelle wo vermutlich der Schuh ausgestiegen ist – und da liegt er!

Unser nächster Besuch gilt Carl von Linné. Carl von Linné? Die kürzest mögliche Erklärung: Linné ist der Mensch, dem wir es verdanken, dass wir (vor allem alle Biolog*innen) weltweit ein einheitliches System zur Bezeichnung von Tieren und Pflanzen verwenden.

Wir stoppen bei einer Kirche, entdecken einen schönen Friedhof, das Grab seines Vaters und seines Bruders, die beide Pastoren waren und eine Statue von ihm.

Ich dachte, ich hatte auch etwas von tollem Café und landschaftlichem Gebiet gelesen, dass entsprechend den Gegebenheiten im 18. Jahrhundert gestaltet war. Vielleicht ist es doch das nächste ausgewiesene Naturschutzgebiet: Taxås Naturreservat (117 ha). Gut. Hier gehen wir eine der markierten Runde. Die Heidelbeer- und Preiselbeerstauden, manche sind hoch bis übers Knie, blühen. Ob die reif werden bevor wir uns auf den Heimweg machen?Wir umrunden den Taxasklint und blicken auf den Möcklen See. 3 Kilometer passen gut für uns.

Die Runde ist beeindruckend: zahlreiche Wacholder, alt und zerrupft, ein toller Aussichtspkatz, wir hatten Jause eingepackt, große moosbewachsene Steine, ein alter Steinbruch und einfach in Ruhe gelassene Natur mit viel Todholz in verschiedenen Phasen der Rückverwandlung in Humus.

Bei der Weiterfahrt entdecken wir dann den Platz, den ich eigentlich gerne besucht hätte, das Kulturreservat Linnés Råshult. Am Geburtsort von Linné wurde ein 42 ha großes Gebiet geschaffen, das die für das frühe 18. Jahrhundert typische Landschaft bewahren und zu veranschaulichen soll. Hier gibt es eine Skulptur des erwachsen Carl.

Wir schauen uns kurz um und fahren weiter bis zum Parkplatz des Taglamyren Moor. Hier wollen wir die Nacht verbringen.

Johannes kocht für uns Suppe und macht Salat. Wir spazieren bis zum Aussichtsturm am Rande des Moores. Tiere sehen wir nicht. Trotzdem ist es beeindruckend, so viel Moor!

Die Bäuerin vom Hof Tagelkärr, der an das Moor angrenzt, macht einen abendlichen Spaziergang und kommt bei uns vorbei. So ein minimalistisches Wohnmobil hat sie hier offensichtlich noch nicht gesehen. Sie findet unsere ‚kitchen‘ und die beiden ’slepping room‘ auf zwei Stockwerken sichtlich lustig und wünscht uns eine gute Nacht.

Zum Sonnenuntergang, heute über dem Moor, lauschen wir einem Kuckuck, der unermüdlich singt.